Fachinformation des Paritätischen Gesamtverbandes vom 21. November 2025:
Heute haben Vertreter*innen vom GdW (Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen), der BAG Wohnungslosenhilfe (BAG W) und der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW) die gemeinsam herausgegebene Broschüre mit dem Titel: „Gemeinsam gelingt’s“ – Gute Praxis der Kooperation zwischen Wohnungsnotfallhilfe und Wohnungswirtschaft auf der Bundestagung der BAG W einem breiten (Fach-)Publikum vorgestellt.
Die Broschüre „Gemeinsam gelingt’s“ dokumentiert erstmals in dieser Breite bundesweite Beispiele erfolgreicher Kooperationen zwischen Wohnungsnotfallhilfe und Wohnungswirtschaft. Sie zeigt, wie durch gemeinsame Strategien Wohnungsverluste verhindert, Wohnraum vermittelt und Mietverhältnisse stabilisiert werden können.
Die Broschüre dient als Praxis- und Argumentationsgrundlage für den systematischen Ausbau von Kooperationen du ist ein wichtiges Instrument für:
- Fachstellen der Wohnungsnotfallhilfe
- Mitgliedsorganisationen der Freien Wohlfahrtspflege
- Kommunen
- Wohnungsunternehmen
- Landes- und Bundespolitik
Die Broschüre gliedert sich in zwei große Handlungsfelder:
A. Prävention von Wohnungsverlusten: Hier werden Modelle vorgestellt, die frühzeitig ansetzen – noch bevor Kündigung oder Räumung anstehen. Beispiele umfassen:
- Soziale Mieterberatung (bauverein AG Darmstadt & Neue Wohnraumhilfe):
- Erfolgsquote von über 97 % beim Verhindern von Räumungsklagen (2024: nur 4 von ca. 190 Fällen) .
- Mobile Mieterhilfe Bielefeld:
- 80–90 % der begleiteten Fälle können Wohnungen erhalten; klare Strukturen und aufsuchende Ansätze als Erfolgsfaktoren.
- Berlin – GESOBAU/GEBEWO:
- Verankerung der aufsuchenden Beratung im Mahnprozess der Wohnungswirtschaft; 63 % erfolgreiche Sicherung trotz komplexer Bedarfe.
- Präventive Sozialarbeit im ländlichen Raum (Prignitz):
- Zusammenarbeit über kommunalen Trägerverbund; seit 1999 breite Netzwerke und über 380 Begleitungen von Räumungen.
B. Wohnraumversorgung im Bestand: Diese Beispiele zeigen, wie bereits wohnungslose Menschen in Wohnraum vermittelt werden können – teils mit besonderen Modellen:
- NRW-Landesinitiative „Endlich ein ZUHAUSE!“:
- Bis 2025: 9.300 Wohnungen an über 16.000 Menschen vermittelt; zusätzlich 12.000 verhinderte Wohnungsverluste durch „Kümmerer“-Teams aus Sozialarbeit und Immobilienfachkräften.
- sta(d)tt-Brücke Essen (Vonovia & CVJM):
- Über 470 Menschen in Wohnraum vermittelt; direkte Hauptmietverhältnisse.
- Housing First für Frauen Berlin (SkF & Deutsche Wohnen):
- Mehr als 60 unbefristete Mietverträge in 7 Jahren – reines Housing First ohne Vorbedingungen, aber mit langfristiger freiwilliger Begleitung.
- Karlsruhe, Münster, Bamberg, Weimar, Stuttgart u.a.:
- von befristeten Übergangslösungen bis zu Generalmietmodellen und Kontingentvereinbarungen.
Die Praxisbeispiele belegen mehrere Entwicklungen:
a) Kooperation wirkt – und spart Kosten
Viele Projekte verhindern in über 60–90 % der Fälle Wohnungsverlust.
Räumungsklagen und Notunterbringungen werden reduziert – ein mehrfach belegter wirtschaftlicher Vorteil für Kommunen und Wohnungsunternehmen.
b) Aufsuchende und niedrigschwellige Ansätze sind zentral
Überall dort, wo Hilfen Menschen aktiv aufsuchen, steigen Kontaktaufnahme und Erfolgsquoten deutlich.
c) Systeme benötigen verbindliche Strukturen
- Kooperationsvereinbarungen
- feste Ansprechstellen
- gemeinsame Finanzierungsmodelle
- Regelkommunikation (Jour Fixe, Fallmanagement)
Diese Aspekte werden in fast allen Beispielen als zentrale Erfolgsfaktoren genannt.
d) Datenschutz ist ein zentrales Hemmnis
Mehrere Projekte beschreiben Datenschutzunsicherheiten als Hürde für frühzeitige Interventionen.
NRW hat hier Pilotarbeiten initiiert, da eine gesetzliche Klärung auf Bundesebene erforderlich ist.
e) Der größte Engpass bleibt: bezahlbarer Wohnraum
Alle Praxisbeispiele weisen darauf hin, dass Kooperation allein die strukturelle Wohnraumknappheit nicht lösen kann.
Relevanz für den Paritätischen: Die Broschüre ist besonders wichtig für Paritätische Mitgliedsorganisationen, weil:
- Sie konkrete Blaupausen für Kooperationen enthält, die bundesweit – auch in ländlichen Räumen – adaptierbar sind.
- Wohnungsnotfallhilfe zunehmend ein strategisches Querschnittsthema der Mitgliedsorganisationen ist.
- Politische Anschlussfähigkeit zum Nationalen Aktionsplan, zu Landesstrategien (z. B. NRW) und zur EU-Zielsetzung 2030 besteht.
- Das Dokument Argumente liefert, um Kooperationen mit kommunalen und privaten Wohnungsunternehmen auszubauen.
- Beispiele zeigen, wie Träger sozialer Arbeit als Vermittler, Begleiter oder Generalmieter agieren können
Für die BAGFW haben Greta Schabram (Paritätischer) und Lars Schäfer (Diakonie) an der Erstellung der Broschüre mitgewirkt.
Dokumente zum Download
Broschuere_Gemeinsam_gelingts (3 MB)
Kontakt
Greta Schabram
Referentin Sozialforschung, Wohnen und Statistik



Landesseniorenbeirat Berlin


